Sammlung: Österreichs Unbekannte Rebsorten


Österreich
Österreichischen Wein hat bestimmt jeder schon mal getrunken, wahrscheinlich Grünen Veltliner, Zweigelt oder Blaufränkisch. Kein Wunder, machen die drei Sorten doch mehr als die Hälfte der Rebfläche unserer Nachbarn aus. Dabei sind allein im Qualitätsweinbereich aktuell insgesamt 40 Sorten zum Anbau zugelassen, dazu kommen noch weitere Sorten, aus denen gerade die natürlich arbeitenden Winzer spannende Tropfen zaubern. In Zusammenarbeit mit Österreich Wein stellen wir in dieser Woche einige dieser unbekannten Rebsorten vor, um ihnen für einen kurzen Augenblick die Aufmerksamkeit zu schenken, die sie verdient haben. Und weil Wissen durstig macht, haben wir zum Nachverkosten zwei attraktive Pakete geschnürt, die wie immer versandkostenfrei innerhalb ganz Deutschlands auf den Weg gehen.

Paket 1: Qualität aus unbekannten Rebsorten – 6x 0,75l Weißwein aus verschiedenen Anbaugebieten Österreichs – 59 statt 79 Euro (13,11€/l)
Alle sechs Weine sind Qualitätsweine, haben also eine amtliche Prüfung durchlaufen und stellen demnach eine sortentypische Charakteristik zur Schau. Somit perfekt geeignet, um die Eigenschaften der unbekannten Rebsorten zu erkunden. Mit dabei:
• Roter Veltliner: hat mit dem Grünen Veltliner nur den Namen gemein und entwickelt kurz vor der Lese eine rötliche Färbung auf der Haut. Er stellt hohe Anforderungen an den Boden und kommt am Besten mit Löss zurecht, einem tiefgründigen Sedimentboden. Damit ist er prädestiniert für den Wagram, einem eiszeitlich geformten Gebiet Niederösterreichs nördlich der Donau. Die Verbreitung ist rückläufig und inzwischen bei unter einem halben Prozent angelangt. Mit konsequenter Ertragsregulierung entstehen elegante, feinfruchtige Weißweine mit enormem Entwicklungspotenzial.
• Neuburger: ein echter Österreicher, als natürliche Kreuzung aus Rotem Veltliner und Sylvaner vermutlich in der Wachau entstanden. Einst weit verbreitet, geht der Bestand kontinuierlich zurück und beträgt nurmehr 1% der Gesamtrebfläche. Eine Traube für hochwertige Weine, die aber einfach vom Grünen Veltliner in den Schatten gestellt wurde. Am Leithaberg, der Muschelkalkregion des Burgenlandes entstehen Qualitäten, die das regionale Gütesiegel Leithaberg DAC tragen dürfen.
• Gemischter Satz: einst in Österreich weit verbreitet, ist der Bestand inzwischen unter zwei Prozent gerutscht, da die Winzer Neuanlagen in der Regel rebsortenrein vornehmen. Beim Gemischten Satz stehen verschiedene Rebsorten der gleichen Farbe gemeinsam im Weinberg, werden gemeinsam gelesen und auch gemeinsam vinifiziert. Dabei entstehen ausbalancierte Weine, die häufig jung getrunken werden. Gemischten Satz gibt es überall in Österreich, aber besondere Bedeutung hat er in Wien, wo er in entsprechender Qualität das Gütesiegel Wiener Gemischter Satz DAC tragen darf.
• Muskateller: eine der ältesten Rebsorten weltweit, vermutlich aus dem Mittelmeerraum stammend. Er gehört zur großen Muskatfamilie, die in vielen Regionen Europas hervorragende Süßweine ergibt. Muskateller an sich wird jedoch trocken ausgebaut und begeistert mit tropischen Früchten und einem mehr oder weniger stark ausgeprägten Muskatton. In Österreich, gerade in der Steiermark wird die Anhängerschaft immer größer und der Anteil hat inzwischen die Zwei-Prozent-Marke überschritten.
• Muscaris: eine Neuzüchtung von 1987, die kürzlich erst die Zulassung als Qualitätsrebsorte in Österreich erhalten hat. Ziel der Zucht war eine erhöhte Widerstandsfähigkeit gegen Pilzerkrankungen, insbesondere den Mehltau. Das dient dem Umweltschutz und stößt vor allem bei Biowinzern auf offene Ohren. Entsprechend wächst die Bedeutung in den Gegenden, wo Bioweinbau auf dem Vormarsch und gleichzeitig das Klima eher feucht ist, also in der Steiermark. Wie der Name schon verrät, war Muskateller an der Entstehung beteiligt, was ein Indiz für tropische Frucht und Muskatton ist.
• Welschriesling: in Österreich selbst nicht wirklich unbekannt, sondern häufig die Grundlage für Weinschorle (Spritzer genannt). Nur ein geringer Teil wird auf hohe Qualität getrimmt und hat somit die Chance, das Land zu verlassen. Gerade in der Steiermark, der einzigen Region ohne große Bedeutung für den Grünen Veltliner, kann der Welschriesling die Rolle der lokalen Leitsorte einnehmen. (Einige Experten zählen Sauvignon Blanc und Chardonnay/Morillon ob der langen Tradition inzwischen auch zu den steirischen Sorten.)

Paket 2: Best of unbekannte Rebsorten – 6x 0,75l naturbelassener Wein aus Österreich – 89 statt 124 Euro (19,78€/l)
Anhand fünf weißer und einer roten Rebsorte zeigen unsere Winzer*innen das volle Potenzial unbekannter Rebsorten auf. Heraus kommt dabei eine Farbenvielfalt, die weit über rot oder weiß hinaus geht. Verzicht auf Filtration sorgt für merkliche Trübung, aber eben auch vollere Aromatik. Maischegärung mit weißen Trauben bringt nicht nur dunkelgelbe Farbe, sondern auch Struktur und Körper. Unbekannte Rebsorten at its best, für alle die auch mal auf Normen und Konventionen pfeifen können. Um zu unterstreichen, dass der Verzicht auf die Qualitätsbanderole nicht gleichbedeutend mit mangelnder Trinkbarkeit ist, sei hier kurz erwähnt, dass einige der in diesem Paket enthaltenen Tropfen laut Daniela Dejnega und Luzia Schrampf zu den „111 Weinen aus Österreich die man getrunken haben muss“ gehören.
• Muskat Ottonel: und wieder einer aus der Muskat-Familie, diesmal aus einem Seitensprung mit Gutedel (Chasselas). Er gilt als anspruchsvoll hinsichtlich der Lage und kommt in Österreich auf unter 1% Anteil. Die höchste Verbreitung hat er im Burgenland, wo er im vorliegenden Fall zusammen mit dem Stielgerüst für zehn Tage auf der Maische vergoren wurde, was ihm eine tolle Struktur verleiht, die ihn zum vielseitigen Speisenbegleiter macht.
• Traminer: eine der ältesten Rebsorten und natürlicher Kreuzungspartner vieler heute bekannter Sorten (Silvaner, Chenin Blanc, Grüner Veltliner) und vermutlich auch Vorfahre von Pinot Noir und Sauvignon Blanc. Die Spielart Roter Traminer hat eine deutlich rote Färbung auf der Haut. Beiden Sorten gemein ist ein hoher Zuckergehalt, niedrige Säure und ein typischer Duft nach Rosen.
• Gelber Muskateller: eine Spielart des Muskatellers, wie selbiger mit tropischen Früchten und einer Muskatnote ausgestattet. Das vorliegende Exemplar wurde spontan vergoren, nicht geschönt und nicht filtriert sowie minimal geschwefelt in die Flasche gebracht. Das Ergebnis ist mächtiger Trinkfluss bei nur elf Volumenprozent – „glou glou“ würden Naturweinliebhaber jetzt anerkennend sagen.
• Welschriesling: wie schon eingangs erwähnt, gehört er in den richtigen Händen zu Österreichs Elite. Und wenn er unter Demeter-Obhut auf Schiefer wächst, dann schmeckt er auch nach Schiefer und passt zu Schalentieren wie die Faust aufs Auge. Schönen Gruß an die Mosel übrigens!
• Roesler: dass sich nur eine rote Sorte in unserer Auflistung unbekannter Rebsorten findet, liegt sicherlich daran, dass Österreich mit Zweigelt und Blaufränkisch zwei Platzhirsche und Erfolgsgaranten aufweist, die mit ihrer Vielseitigkeit in nahezu allen Lagen punkten können und nur wenig Platz für Nebenbuhler lässt. So ist auch kaum verwunderlich, dass der Roesler eben jene Sorten in den Elternlinien vorweisen kann. Dazu kommt eine vererbte Widerstandsfähigkeit gegen Pilzkrankheiten und fertig ist Österreichs erfolgreichste Neuzüchtung im Bereich der PIWI (=pilzwiderstandsfähigen) Sorten, wenn auch erst auf einem halben Prozent der Fläche angebaut. Die Trauben ergeben sehr dunkle und tanninhaltige Weine, weshalb sie häufig als Verschnittpartner zum Zuge kommen. Mithilfe von Holz und Zeit entstehen reinsortige Tropfen, die sich in Punkto Langlebigkeit mit den besten roten Sorten messen können. Die vorliegende Kredenz heißt Zauber des Verzichts und verweist auf all das, was dem Wein nicht angediehen wurde, ihm aber eben auch nicht fehlt: Hefe aus der Tüte, Schönungsmittel, Filtrieren, Pressen, Pumpen und Schwefel.

Beide Pakete gibt es nur sieben Tage lang und nur solange Vorrat reicht. Wer also mitreden will, sollte sich beeilen, denn schließlich sind unbekannte Rebsorten das beste Small-Talk-Thema seit doppelter Nulllösung und linksdrehender Milchsäure!

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